Jagd

Für dich jäte ich das seltene
Brot aus den Furchen der Riesin
Mit schwingenden Brüsten
Jagt sie mich aber sieh doch
Ihr Scheitel spaltet den Himmel
Vögel Flieger Engel stürzen
Auf sie ein gespickt mit
Flügelspitzen bricht sie in die
Knie ich eile heim das seltene
Brot mit dir zu teilen unsere
Liebste lüsterne Leckerei

Du bist frei

Kein Engel birgt dich unter seinen Schwingen
An keines Gottes Seite wirst du sitzen
In keine Hölle jemals stürzen
Du bist frei

Ein Affe mit Feuerwaffe
Hättest dir längst den Kopf zerschossen
Ohne den Wahn dass einer mit Flügeln
Dich trüge aus dir heraus

Stare auf dem Zug nach Süden
Machen Rast in deiner Allee
Überziehen die Stämme mit Stukkaturen
Metaphern für nichts

Heimat Traum

Der bucklige Marktplatz von Fachwerk umstellt
Fenster vernagelt Fassaden poliert und saniert
Männer in knielangen Lumpenmänteln
Stehen am Feuer aus Dornbuschästen und Resten
Der von Tritten zertrümmerten Bank
Die steinernen Beine liegen nahebei
Untauglich zum Verfeuern gut genug
Dir den Kopf einzuschlagen wenn du
Noch lange bei der Eiche stehst und starrst
Ihre Bärte verklebt von Rotz und Fusel
Hände fuchteln Funken sprühen ihre
Stimmbänder knarren kein Wort zu verstehen
Im Schweigen des dreihundert Jahre alten Baums
Seine schüttere Krone grau von Mottenbefall
Der Brunnen an seiner Seite seit langem versiegt
Vom Grund schimmern dir Knochen entgegen
Unter rotem Laub ein Plastikskelett aus Vietnam
Die Eiche trägt einen Sprengstoffgürtel du stehst
In Habacht vor dem Stamm die Dioden blinken
Go Wotan go

Vergieß nicht (Stunde der Mörder 4)

Wenn du dich in deine Mörder verwandelst
die keine Gelegenheitsmörder sind sondern
durch die Vielzahl ihrer Taten
aus der Masse der gewöhnlichen Mörder weit herausragen
wenn du dich über viele Monate
immer tiefer in deine herausragenden Mörder hineinverwandelst
wie sie zu denken fühlen sprechen sogar zu träumen beginnst
vergiss nicht beim Tintenvergießen zu bleiben

Ihr gehört mir (Stunde der Mörder 3)

Diese Stadt ist voller Schmerzen aus tausend Augen
starrt sie doch ihr Glas ist angstbeschlagen in ihren
Rinnen fließen Bäche der Beschämung wie lange
fleht sie schon darum zu sterben doch diese Stadt muss
leben solange ich es will sie ist mein Schmerz sie ist
meine schlimmen Träume ihre Mauern sind geborsten sie
erstickt an toten Schloten ihre schwarzen Backsteindome
sind mit Stahlskeletten zugesargt ich gehe durch den Stadtpark
Männer kriechen aus Kanälen der Stolz dieser Stadt ist gebrochen
das Rathaus gehört mir ihr alle gehört mir ich habe keine Freude
an euren Tränen euren Schmerzen eurer Angst und Beschämung
ich trinke sie um ich zu sein

Ich ersticke (Stunde der Mörder 2)

Ich kann mich nicht immer verstellen ich ersticke bin
nur ein qualmender Faden an manchen Tagen nur ein
Klumpen glimmender Träume hinter steinerner Haut dann
muss ich mich zeigen einer Frau einem Mädchen ich
suche sie sorgsam trotz bebender Eile wie meine Mutter
meine Schwestern waren so bockig so biegsam muss sie
sein ich bringe sie heim ich beichte ihr ich zeige mich ihr ich
fühle mich wieder ich kann atmen fast lachen ich ersticke sie

Immer Lucy (Stunde der Mörder 1)

Wie früher gehe ich durch fremde Städte die Sonne scheint das
asiatische Mädchen lächelt in meinem Kopf balanciere ich
die Verse zu ihr nach Hause ein Hinterhofhotel ich bin
zu alt für dich sage ich du Tiger du stark sagt Lucy ich
glaube ihr nicht mal ihren Namen ich will sie von hinten dann
kann ich auf ihren Rücken schreiben während ich in ihr bin sie
lächelt ihre Zähne schimmern als sie sich um meine Fingerkuppe
schließen das Blut spritzt auf ihren büttenbraunen Rücken stoßweise
so habe ich immer am liebsten geschrieben nur leider meist
vergessen ihre Hinterseite abzulichten die noch klebrigen Verse
auf ihren Schulterblättern bevor Lucy unter die Dusche geht

Verkostet

Plankton an Panik
Seegras mit Sorgensprossen
Sind noch lange kein
Poetisches Abendmahl
Lemminge stromschnellenweise
Zwischen die Zeilen gekübelt
Zwielicht auf Trüffelschaum
Füllt die lyrische Sauciere
Lemuren mit Lemon
Angstdudler im Abgang
Ergibt noch lange kein
Philosophisches Sternemenü