Der bucklige Marktplatz von Fachwerk umstellt
Fenster vernagelt Fassaden poliert und saniert
Männer in knielangen Lumpenmänteln
Stehen am Feuer aus Dornbuschästen und Resten
Der von Tritten zertrümmerten Bank
Die steinernen Beine liegen nahebei
Untauglich zum Verfeuern gut genug
Dir den Kopf einzuschlagen wenn du
Noch lange bei der Eiche stehst und starrst
Ihre Bärte verklebt von Rotz und Fusel
Hände fuchteln Funken sprühen ihre
Stimmbänder knarren kein Wort zu verstehen
Im Schweigen des dreihundert Jahre alten Baums
Seine schüttere Krone grau von Mottenbefall
Der Brunnen an seiner Seite seit langem versiegt
Vom Grund schimmern dir Knochen entgegen
Unter rotem Laub ein Plastikskelett aus Vietnam
Die Eiche trägt einen Sprengstoffgürtel du stehst
In Habacht vor dem Stamm die Dioden blinken
Go Wotan go
Monat: September 2017
Nachts am Narrenturm
Irgendwo dahinten …
dort, wo Du früher den Bauzaun gesehen hast und die Brennnesselbrache,
dort, wo die Hühnerkäfige standen, die oft auch sehnige Hasen beherbergt haben,
dort, wo die narrischen Kastanibäume sind, genau wie Du es schon früher prophetisch vorhergeschrieben hast,
dort, wo Dein Kurzzeitgedächtnis das Spielwarensortiment, das Du in der Buchhandlung am Eingang gesehen hast, längst schon wieder vergessen hätte,
dort, wo – auch im Dunkeln – noch die allgemeine Hausordnung gilt,
dort, wo die Fahrradfahrer die Nachtfalter nicht sehen können,
dort, wo kein Fiakerpferd mehr den Duft seiner Rossäpfel hinterlässt,
irgendwo dahinten steht er noch immer, der runde Turm, nur ist er in der Nacht urplötzlich, nur ist er in der Nacht klammheimlich quadratisch geworden.
fuga à due voces
oh ja, ich sang dir meinen kontrapu[ck/nk]t
in den schlitz, in das sehnen.
zweistimmig war ich, im kontradickt,
ich schrieb es in fut und fuga.
und sahest du mich so singen,
du hättest mich nicht ge- und erhört.
du bliebest im schweigen, das weib,
das mir die wäsche wäscht, gut’s mir zu tun.
das mir das mitternachtsmahl gekocht,
allein, du schwiegest weise all meinen
worten, denn die lassen sich nicht
braten im kreis einer pfanne,
wo jetzt das ei-gewusst des schweines
denaturiert oder der kühe,
die ihr haupt senken den schlächtern
wie ich dir hin.
oh ja, ich sang dir vom grabe,
vom balde das tröstende lied.
und wenn nicht, doch dann von den fenstern
den öffnenden klick.
(170907)