Frauenabend

Er vermutet schon lange, dass zum ideellen Vermögen der weiblichen Weltbevölkerung (ihren materielle Besitz kann man vernachlässigen) der Abend gehört. Frauen ziehen sich grundsätzlich in den Abend zurück. Der Abend hat lange weiße Arme, was gut zu den Frauen passt.
Weißarmige Abende sind für ihn immer Marienabende, eine lange Litanei, eine Gebetskette, die sich treppauf und treppab zieht. Eine Regel, die noch von früher her gilt: Er darf länger aufbleiben, wenn er dieser Kette folgt, im Mai vor allem oder im Oktober. In den Taschen mancher Betenden sind Lavendelsäckchen verborgen. Und im Taschentuch manchmal eine Spur Kölnisch Wasser, bei dessen Geruch er sich heute fühlt wie ein Forscher, der gerade ein letztes Exemplar eines ausgestorbenen, seltenen Vogel aufgescheucht hat.
Irgendwo, im Halbdunkeln, sind die Frauen zur Abendzeit wohl zu finden. Dann flattern ihre hochhackigen Schritte wie früher die Nachtfalter, die in den weißgesichtigen Vorgängern der Natriumdampflampen gefangen waren. Und er geht gebeugten Schrittes hinter ihnen her, weil er sie um den Besitz des Abends beneidet.

Jagd

Für dich jäte ich das seltene
Brot aus den Furchen der Riesin
Mit schwingenden Brüsten
Jagt sie mich aber sieh doch
Ihr Scheitel spaltet den Himmel
Vögel Flieger Engel stürzen
Auf sie ein gespickt mit
Flügelspitzen bricht sie in die
Knie ich eile heim das seltene
Brot mit dir zu teilen unsere
Liebste lüsterne Leckerei