Ohn’ Ringelnatz

Am grünen Steinwall kurz nach Mitternacht,
wo runde, ungesunde Bögen angespannt
und mutlos um ihr Unverständnis bangen,
sitz’ ich mit meinem Ungemach: den Pokémons,
dem Unterwassermann und tausend Leiden.
Als hätte sich ein Dichter hier was ausgedacht,
als wäre ich im Kopf längst weggerannt,
als könnte mich ja keiner fangen.
Na, und sonst?
So manches mal bleibt eben nichts als Bleiben.

b

fließen stimmen den abhang der zeit hinab
drängt gedankenschutt zu tal
im netz der landschaft
verfangen sich die letzten flüssigkristalle
einer früheren epoche
geh ich den weg der monde und gestirne
sind sanduhren gefüllt mit falterstaub
erinnerungen einsamkeiten
schwarze löcher
bleibst du bleibe ich
stehen
staunen wir
fülle ich noch einmal die zeit mit moränen
rotkehlchen gesängen stille
stille
so groß wie zwei karseen im winter
so weit die arme reichen
die hände begreifen
deinen leib unter schnee
den amselleib
lass die haut blühen im frühling
mit den himmelsschlüsseln
buschwindrosen auf rabatten zwischen kieswegen
und mauern
zählen wir magnetisch im schwerefeld der liebe
21 22 23 schatten legen sich neben uns
durchschnitten von einem strom aus stimmen
können wir durch glas gehen
mit den zugvögeln kehren die raketen zurück
die flakgeschütze landminen kindersoldaten
in aussichtslosen stellungen an einem abhang
reicht weit der blick über nomadenzelte

nein/eleven/fifteen

wie babylon gestürzt, die herrschend türme,
sah ich das einst vor 15 dieser jahren.
es war, als wär’ das ende der gewürme
aus himmlischem der heere finstrest scharen.

ich war damals auf seiten attentäter,
dem letzen allah.ruf, dem sehr verbunden.
doch wusste ich, als davon vielmehr später
die nachricht sich verdichtet und bekunden

war „ground zero“, wie ich ihn erdichtet,
ein schmerz, verheerung und das schlimme grauen.
ich wusste, wo ein schwarzes sich belichtet,

und war in babylon, im turm, vertrauen,
dass sich ein sturz und ebenso erhebt,
was stirbt, sich umso grausamst wied’ erlebt.

ögyr liest’s